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2 Jahre Coldewerk

Die turbulente Geburtstagswoche liegt hinter uns. Ich muss noch etwas am Timing und vor allem der Regelmäßigkeit meiner Blogbeiträge arbeiten. Aber wir befinden uns noch im Januar und da sind gute Vorsätze noch angesagt.

2 Jahre Coldewerk und es fühlt sich immer noch vieles neu und aufregend an. Nach 2 Jahren gibt es auch schon die erste grundlegende Renovierung und Überarbeitung – Wachstum sei Dank. Meine neue Webseite mit ihrem online-Shop macht uns hoffentlich alle glücklicher. Vor allem könnt ihr nun Stoffe aus den Blablas wieder schneller im Shop finden. Ich habe viel in den letzten beiden Jahren gelernt und hoffe, dass die coldewerkschen Onlinekrankheiten bald alle überwunden sind. Aber Lernprozesse gehören zu jeder Neugründung dazu. Und gelehrig und erfinderisch war ich in den letzten zwei Jahren permanent.

Am 16. Januar 2020 hatte mein coldewerk seine Eröffnung mit Candy-Bar und großem HALLO. In den Nachrichten hörten wir etwas von einem Virus unbekannter Art in China und alle hofften, dass es nur ein Sack Reis gewesen wäre, der da umgefallen sei. Karneval 2020 ließ ich sausen. Der Sack Reis heißt SARS-CoV-2 und war in Deutschland gelandet. Aber einmal Karneval nicht feiern fand ich angesichts des Infektionsrisikos und auch der gerade erst ein paar Wochen zurückliegenden Eröffnung des coldewerkes vernünftig, obwohl „Rosenmontag geschlossen“ von Anfang an in meinem Businessplan vorgesehen war.

Über das neuartige Virus aus der Familie der Coronaviren erfuhren wir immer mehr. Die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Krankheit nannte man nun COVID-19. Das Virus verbreitet sich immer weiter und legte eine Decke gruseliger Angst über Deutschland und die Wunstorfer Fußgängerzone. In der Woche vor dem 22. März 2020 war das beliebte Einkaufsviertel, zurecht die „schönste Innenstadt der Region“ genannt, menschenleer. Das Wetter war auch entsprechend zur Stimmung angsteinflößend, grau und stürmisch. Da wollte sowieso keiner freiwillig vor die Türe. Mein dunkler Gedanke in dieser einen Woche waren: „Was eine bekloppte Idee, einen eigenen Stoffladen zu eröffnen!“ und mir kamen echte Zweifel, ob es klug und richtig war. Zum Glück war die Zeit der Zweifel auf diese eine Woche vor dem ersten Lockdown beschränkt.

Am 22. März 2020 kam dann der erste Lockdown. Karneval war in meinem Businessplan durchkalkuliert, das Kapitel Lockdown nicht vorgesehen. Zum Glück gehörte Lisa schon zu meinem Team und führte mich in die Welt von Instagram, Facebook und Google ein. Meine erste Webseite entstand und die beliebte morgendliche Blabla-Story wurde geboren. Es gab Schaufenster-Shopping und gegen die Langeweile wurden Stoffmasken genäht. Ich erweiterte mein Team, damit mir beim Masken nähen nicht so langweilig wurde. Insgesamt waren es weit über unglaubliche 10.000 Masken, die wir zusammen fertigstellten.

Am 4. Mai 2020 war der Lockdown nach nur sieben Wochen plötzlich schon vorbei. Ihr merkt, dass ich den Text nach dem zweiten Lockdown geschrieben habe. Wenn ihr einen Stoffladen eröffnet, malt ihr euch natürlich aus, was für Szenarien sich abspielen könnten, aber ihr malt euch nicht aus, dass sich vor eurem Laden eine Menschenschlange bis zur halben Fußgängerzone runter bilden würde. Es war unglaublich! Der Stoff der Stunde war Baumwollstoff und entgegen der Regel, dass Stoffe erst ab 20cm abgeschnitten wird, verkaufte ich Jersey in 2cm Streifen, genannt „die Noodelz“. Die Noodel war aus der Not geboren, da es irgendwann keine Gummibänder mehr zu kaufen gab. Ich führte zu Hause neben Home-Schooling die Heimarbeit ein und es wurden beim streamen sämtlicher Filme und Serien Alu-Drähte für Masken gebogen.

Bald durften auch die Nähkurse wieder starten. Neu dazu kamen die beliebten Kindernähkurse unter Nadines Regie. Um den beständig variierenden Schulszenarien und Wechselunterrichten gerecht zu werden, wurde die Kids-Vierer-Karte eingeführt und bot den Kindern eine schöne Abwechslung in dieser verrückten Zeit. Der Nähsaal des coldewerk verfügt zum Glück über große zu öffnende Atelierfenster und war somit permanent und gut gelüftet. Der Sommer 2020 war schön und man hoffte, dass es das gewesen wäre. Der Herbst kam, die Temperaturen sanken und die Infektionszahlen stiegen. Die Nähkurse waren so heiß begehrt, dass man bis zum „lockdown light“ am 2. November 2020, in Fleece Decken gehüllt den Temperaturen trotzte, bei offenem Fenster nähte und hoffte.

Leider hat Hoffen alleine nicht gewirkt. Das Virus bekam ständig neue Variantennamen. Das griechische Alphabet konnte man mittlerweile über die gängigen ersten Buchstaben hinaus aufsagen. Traurig war das Aus der beliebten Stoffmasken. Es wurden nun OP- oder FFP2-Masken vorgeschrieben. Die Müllberge wuchsen. Der, 14-tägig an den Straßenrand zu stellende, Restmüll korreliert mit der Coronadiktatur-Demo, sonst wäre mir dieses Phänomen nicht weiter aufgefallen. Restmüll ist relativ leicht zu entsorgen.

Am 16. Dezember 2020 kam der unvermeidbare 2. Lockdown. Mit Blabla-Story und Schaufenster-Shopping war ich schon vom ersten Lockdown trainiert und vorbereitet. Was für ein verrücktes erstes Jahr coldewerk ging da zu Ende. Zwischen den Jahren war es eher ruhig, aber der Januar nahm an Fahrt auf. Am 22. Januar 2021 wurde bei meinem ersten Live-Event der coldewerksche Onlineshop eröffnet und die Tage der täglichen Stoffvorstellungen im Instagram-Feed waren gezählt. Ab jetzt konntet ihr die Stoffe aus dem Frühstücks-Blabla direkt und bequem im Onlineshop auswählen.

Trotzdem wurde das Blabla weiter zum Blabla-Live-Shopping ausgebaut. Am 30. Januar 2021 gab es das erste Live-Shopping-Event. Es war der Kracher und wurde zur festen, sich 14-tägig wiederholenden, Institution. Außerdem half es mir selber therapeutisch über den erneuten Ausfall meines geliebten Karnevals. Das Blabla-Live am Karnevals-Samstag 2021 wurde fast schon legendär. Natürlich hatte ich Rosenmontag geschlossen – es war noch immer Lockdown.

Endlich gab es auch mehrere Impfstoffe und wir glaubten, Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Ähnlich dynamisch wie die Aufzählung des griechischen Alphabets entwickelte sich die Nummerierung der Wellen. Anfang Mai war der zweite Lockdown endlich zu Ende. Schrittweise ging es der Normalität und dem Sommer entgegen. Normalität ist so ein relativer Begriff. Mittlerweile nahm ich gefühlt mein kleines Jura-Studium auf und ebenfalls gefühlt gab es 24/7 neue Erlässe und Geschäftsmodelle. Ich druckte nahezu wöchentlich Papierberge voller Paragraphen aus und dirigierte und schulte entsprechend meine Kundenströme. Neben der Eingangstür und im Nähsaal wurden Desinfektionstürme als neues Inventar aufgestellt. Der Duft des Sommers 2021 hieß Sterillium. Im Laufe des Sommers durften zum Glück die Nähkurse wieder starten.

Ab Oktober gab es, dank meines Team-Neuzuganges Sandra, freitags neue Nähkurse. Neben Nähen ist Sandra auch in Yoga geschult. Seitdem finden im coldewerk die gefragten Näh-Yoga-Workshops unter dem Motto „Nähen ist mein Yoga“ statt. Das Team des coldewerks entwickelt sich, wie das gesamte coldewerk, prächtig. Die Dream-Team-Abende führen regelmäßig zu kreativen Höhepunkten. Ich sage nur „Et Naperine“, um einen zu erwähnen.

Neben dem griechischen Alphabet und der Nummerierung der Wellen kam nun eine Buchstaben-Zahlen-Kombination hinzu, die das alltägliche Zusammenleben und die Geschäftsformen des Einzelhandels bestimmt: 3G, 2G oder doch 2G+. Brav passt sich jeder Vernünftige den wechselnden Vorgaben an. Irgendwie müssen wir da alle gemeinsam durch. Mittlerweile denke ich voller Sehnsucht an meine selbstgenähten Stoffmasken zurück, während ich in die nun vorgeschriebene FFP2-Maske schniefe.

Das zweite Weihnachtsgeschäft neigte sich zum Ende. Ich kenne immer noch nicht ein normales Weihnachtsgeschäft. Das coldewerk erlebte seinen zweiten Jahreswechsel und es kam sein zweiter Geburtstag. Ich habe das Gefühl, ich könnte Romane am Fließband über die letzten zwei Jahre schreiben. Mein coldewerk hat sich schneller mit den schönsten Stoffen, den trendigsten Nähgadgets und einer riesigen Auswahl an Schnittmustern gefüllt, als ich es mir vor zwei Jahren hätte vorstellen können.

Das coldewerk alleine ist aber nicht alles. Ich bin eine rheinische Frohnatur und ich liebe die Menschen. Ohne euch wäre das coldewerk nur halb so lustig und Freude bringend. Ich habe so viele nette und kreative Menschen in den letzten Jahren kennengelernt. Ich hätte nicht gedacht, dass das coldewerk so schnell so bekannt und beliebt werden würde, sowohl in Wunstorf vor Ort, wie auch virtuell überall. Dass ich jeden Morgen mit Spaß auf Instagram eine neue Blabla-Story loslassen kann, die sich auch noch jemand anhören möchte, freut mich ungemein. Aber anscheinend gehört das Anschauen des Frühstück-Blabas für euch auch schon zu einem festen morgendlichen Ritual. Schließlich sendet ihr mir sofort Schimpfe, wenn das Blabla im morgendlichen Trubel mal verspätet oder ganz schlimm gar nicht kommt.

Ich hoffe auf euren Trost, wenn ich 2022 auch meinen dritten Karneval in Folge nicht in gewohnter Form ausleben kann. Es ist so vieles anders gekommen, als im Businessplan vorgesehen. Aber das, dass „Rosenmontag geschlossen“ schon wieder ausfällt, finde ich unglaublich.

Wenn ich ehrlich bin und ich gewusst hätte, welche Steine dieses Virus uns allen über Jahre in den Weg legt und legen wird, hätte ich mir die Eröffnung meines eigenen Stoffladens wahrscheinlich anders überlegt. Zum Glück tickt das coldewerk und seine wahnsinnigen und tollen Kunden anders und es entwickelt sich allen Widrigkeiten zum Trotz mehr als prächtig. Ich finde, das coldewerk ist einer der schönsten Stoffläden überhaupt geworden und ich bin mächtig stolz, wie wir es alle zusammen zu dem gemacht haben, was es heute ist, nämlich mehr als nur irgendein Stoffladen.

DANKESCHÖN!!!!

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1 Kommentar

  1. 18. Mai 2023 / 15:10

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